Fritz-Schloß-Park

Als Berlin noch am Brandenburger Tor endete, lagen hier – in sicherem Abstand weit vor den Toren der Stadt – die königlichen Pulvermühlen. Sie mussten schon 1883 nach Spandau weichen, als die Kolonie Moabit sich ausdehnte und den Pulvermühlen, in denen es schon mal mächtig rumsen konnte, zu nahe gekommen war. König Friedrich Wilhelm IV. ließ dann einen städtebaulichen Wettbewerb für die Umgestaltung des Geländes einschließlich des südlichen Spreebogengeländes zwischen Lenné und Schinkel ausschreiben, den Lenné für sich entscheiden konnte. Nach seinen Plänen entstand dann auf dem Grundstück der Pulvermühle ein großer militärisch genutzter Komplex mit Kasernen und Exerzierplatz. Einen Platz für das spätere Zellengefängnis Moabit hat er auch vorgesehen.

Die militärische Nutzung endete erst nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, als der Exerzierplatz zum Trümmerberg wurde, auf dem alles abgelagert wurde, was im zerstörten Moabit nicht mehr für den Hausbau verwendet werden konnte. In den Jahren 1949 bis 55 entstand auf den Trümmerbergen nach Plänen von Willy Alverdes, dem damaligen Tiergartener Gartenbaudirektor, der jetzige Fritz-Schloß-Park. Benannt ist er nach einem sozialdemokratischen Bürgermeister des Bezirks Tiergarten. Auf dem Gelände des Parks befinden sich viele Sportanlagen, darunter das bekannte Poststadion und ein Hallenbad (das Freibad ist leider geschlossen und wird von der tentstation zwischengenutzt). An seinen Rändern und in den benachbarten Blöcken findet man an vielen Stellen immer noch eine Restbebauung von Kasernenanlagen, die heute anders genutzt werden.

Jahrelang dämmerte der Park am Rande Westberlins dahin, bis er jetzt durch die Nähe des neuen Regierungsviertels und des neuen Hauptbahnhofs wieder in das Blickfeld der Stadtplaner geraten ist. Seit zwei Jahren diskutiert man nun über neue Nutzungskonzepte, wie einen Joggingweg oder einen Aussichtsturm auf dem höchsten Hügel.

Die verschlungenen Wege des Parks konnte ich in den letzten Jahren auch ohne neues Konzept immer sehr gut für die wochenendlichen Laufrunden nutzen. Insbesondere im Frühling, wenn die gleichsam explodierende Natur den Park in eine kleine grüne Hölle verwandelt, ist es hier immer wieder wunderschön. Abseits des allgemeinen Interesses, vor neugierigen Blicken einigermaßen geschützt, trifft man hier am frühen Morgen auch schon mal auf die eine oder andere verschleierte moslemische Frau, die sich hier mit ein wenig Morgenwalking sportlich betätigt.

Im Sommer ist es hier immer ein paar Grad kühler, und man kann auf den schattigen Wegen seine Runden ziehen, ohne sich von der Hochsommersonne das Hirn braten zu lassen.


Zwischen Rathenower Straße, Kruppstraße, Lehrter Straße, Seydlitzstraße, 10559 Berlin

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